Ich bin nicht nur Stimm- und Sprechtrainerin. Ich bin auch Leserin, Beobachterin, Hörerin, Literaturwissenschaftlerin. Alles, was mit Sprache und Sprechen zusammenhängt, springt mich natürlich an.
Seit Monaten suche ich in „Krieg und Frieden“ die Stelle wieder, in der der dicke Offizier (oder General?) in den Raum kommt und mit seiner polterigen Art alle zurückweichen lässt. Er wirkt lächerlich, laut. Niemand nimmt ihn ernst, aber das war wohl Tolstois Absicht… Tolstoi beschreibt ihn so unglaublich prägnant, seine Haltung, seine mangelnde Körperspannung, die ungebremste Energie, die sich in Lautstärke entlädt und die alle überrollt – dem Mann wäre mit Sprechtraining zu helfen gewesen!
In jedem Fall finde ich die Stelle nicht wieder. Ich hatte, als ich sie gelesen habe, gedacht, ich sollte solche Zitate sammeln, kommentieren und auf meine Website stellen. Wie es mit solchen Projekten ist: Ich habe es verschoben und dadurch das Zitat verloren.
Aber die Stimme, Sprache, Sprechen finden sich nicht nur bei Tolstoi. Natürlich nicht. Ich werde versuchen, in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen hier meine Gedanken zu teilen und auf interessante Texte aufmerksam zu machen. Los geht es.
Johann Wolfgang von Goethe: „Regeln für Schauspieler“